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Die Himmelsscheibe stammt aus Nebra / 
Kopie im thüringischen Wiehe

Quelle:
Thüringer Allgemeine, 26.09.2002

Aus der „Sangerhäuser Sternenscheibe" ist die „Himmelsscheibe von Nebra" geworden. Das Landesamt für Archäologie Sachsen-Anhalt hat gestern den genauen Ort bekannt gegeben, wo eine lenkradgroße Bronzescheibe mit Himmelsdarstellung, die als einer der bedeutendsten archäologischen Funde überhaupt gilt, von Raubgräbern entdeckt wurde. Im thüringischen Wiehe zeigt man stolz eine „Original-Nachbildung".

AUSGRABUNG: Als Fundort dieser 3.600 Jahre alten Himmelsdarstellung aus Bronze wurde gestern (25.09.2002) der Mittelberg bei Nebra bekannt. Wissenschaftler vermuten dort, auf altem Thüringer Siedlungsgebiet, das erste Observatorium der Welt.
 

Als Kerstin Voigt, Mitarbeiterin der kommerziellen Ausstellung „Modellbahn Wiehe", gestern zur Arbeit kam, war die Bronzescheibe weg. Der Schreck ließ erst nach, nachdem Kollegen sie beruhigt hatten. Leute vom Fernsehen hätten die Nachbildung ausgeliehen, um am Fundort des Originals anschaulicher drehen zu können.

Die Nachbildung, aus Fotovorlagen in Bronze gegossen, ist schon fast so begehrt wie das Original. Die eigentliche Himmelsscheibe ist allerdings viel älter. Vermutlich wurde sie vor 3600 Jahren auf dem 252 Meter hohen Mittelberg bei Nebra in Sachsen-Anhalt begraben.

Der Fundort, an dem zwei Raubgräber am 4. Juli 1999 auf die Scheibe gestoßen waren, wurde lange geheim gehalten. Es bestand die Befürchtung, dass noch mehr illegale Schatzsucher historische Stücke ausbuddeln und dabei zerstören könnten. Doch länger konnten die Wissenschaftler um den sachsen-anhaltinischen Landesarchäologen Harald Meiler den Fundort nicht verbergen. Denn kurz, nachdem sie im Juli mit Hilfe von Staatsanwaltschaft und Polizei den Fundort herausgefunden hatten, begannen die Grabungen. Die an Thüringen grenzende Gegend erhofft sich nun riesige Besucherströme, sobald die Grabungsstelle erschlossen ist.

FUNDORT: 
Auf dem Mittelberg im Ziegelrodaer Forst
  


Ein Waldweg schlängelt sich den Mittelberg im Ziegelrodaer Forst hinauf. Auf dem Gipfel sind im Radius von 30 Metern die Bäume gerodet. Rot-weiße Absperrbänder und rechteckige Gräben deuten darauf hin, dass hier die kreisförmige Wallanlage begraben ist, in deren Zentrum die Himmelsscheibe gefunden wurde. Der Gipfel des Berges könnte als Observatorium gedient haben, vermuten die Wissenschaftler, gar als erstes Observatorium der Welt. Die exakte Fundstelle in der Mitte sei entweder ein Fürstengrab oder ein Depot für heilige Güter gewesen, sagt Melier. Jedenfalls ist die Scheibe selbst etwas, wovon Wissenschaftler ein Leben lang träumen.

„Den bronzezeitlichen Menschen hat man so etwas bisher nicht zugetraut", sagt Melier. Für den Archäo-Astronom Prof. Wolfhard Schlosser von der Ruhr-Uni Bochum zeigt die Bronzescheibe, auf der mit Gold die Sonne, der Mond und 32 Sterne sowie Horizontbögen aufgebracht wurden, die erste komplexe Darstellung des Himmels überhaupt. Über die Deutung werden die Wissenschaftler noch lange diskutieren. Harald Meiler vermutet, dass die Scheibe am Beginn einer religiösen Bewegung stand und die Sonnenbarke zeigt, die zwischen den Horizonten über den Nachthimmel fährt.

Die Bergspitze selber lädt ebenfalls zu Spekulationen ein. Denn von dort betrachtet ging die Sonne zur Sommersonnenwende genau über dem Brocken unter — und zur Walpurgisnacht über dem Kyffhäuser. War die Scheibe eine Art Handbuch für das Observatorium? Schwerter mit eingehämmerten Kupferstreifen, die am selben Ort gefunden wurden, deuten zudem auf einen bisher ungeahnten Handel und kulturellen Austausch der Menschen bis nach Griechenland.

Das alles wussten die Raubgräber aus der Nebraer Region nicht, die 1999 auf die Himmelsscheibe stießen. Auf Umwegen über mehrere Hehler gelangte der Fund zum Landesamt für Archäologie in Halle, dessen Chef Harald Meiler bei einer fingierten Übergabe in der Schweiz sogar als verdeckter Ermittler tätig wurde. Jetzt lagert die Scheibe in Halle. Ihre Echtheit ist bestätigt, doch wird sie weiter untersucht. Auch gegraben wird weiter.

Dass die Himmelsscheibe, als deren Fundort lange Sangerhausen vermutet wurde, in der Region vorerst nicht zu bestaunen sein wird, hatte Hans-Jörg Stiegler gleich vermutet. Deshalb hat der Chef von „Modellbahn Wiehe" die Kopie anfertigen lassen. Inmitten zahlloser Modelleisenbahnen adelt sie nun eine kleine, extra für sie geschaffene Bronzeausstellung.

Holger WETZEL

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letzte Änderung: 27. August 2004, © ungerweb